VHDL13 DWLI 300400
Deutscher Wetterdienst
Wetter- und Warnlage für Thüringen
ausgegeben von der RWB Leipzig
am Mittwoch, 30.04.2025, 06:59 Uhr
Ruhiges und warmes Hochdruckwetter
Wetter- und Warnlage:
Hochdruckeinfluss sorgt weiterhin für ruhiges und trockenes Wetter in
Thüringen. Dabei erwärmt sich die eingeflossene Luftmasse zunehmend.
Die Wetterlage erfordert keine Warnungen.
Detaillierter Wetterablauf:
Heute heiter, im Nachmittagsverlauf mitunter wolkig und im Bergland
eventuell leichte Schauer. Höchstwerte 22 bis 25, im Bergland 20 bis
22 Grad. Schwacher Wind.
In der Nacht zum Donnerstag meist klar, zum Morgen lokal flache
Nebelfelder. Temperaturrückgang auf 10 bis 6 Grad. Schwachwindig.
Am Donnerstag viel Sonne, wenige Wolken, trocken. Höchstwerte 25 bis
28, im Bergland 22 bis 25 Grad. Schwacher Wind aus südlichen
Richtungen.
In der Nacht zum Freitag gering bewölkt bis wolkig,
niederschlagsfrei. Temperaturrückgang auf 13 bis 7 Grad. Schwacher
Süd- bis Südwestwind.
Am Freitag wechselnd bewölkt. Am Nachmittag und Abend örtlich Schauer
und kräftige Gewitter. Höchstwerte 26 bis 29, im Bergland 22 bis 25
Grad. Schwacher bis mäßiger, teils stark böiger Westwind. Am Abend
Windabnahme.
In der Nacht zum Samstag wolkig, rasch abnehmende Schauer- und
Gewitterneigung. Tiefstwerte 12 bis 8 Grad. Schwacher West- bis
Nordwestwind.
Am Samstag wolkig, eventuell örtliche Schauer und Gewitter. Deutlich
kühler, Höchsttemperaturen 18 bis 22 Grad, im Bergland um 16 Grad.
Schwacher bis mäßiger. in Schauernähe stark böiger Nordwestwind.
In der Nacht zum Sonntag wechselnd bis gering bewölkt, überwiegend
niederschlagsfrei. Tiefsttemperaturen 8 bis 5 Grad. Schwacher bis
mäßiger West- bis Nordwestwind.
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Jens Oehmichen
SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.04.2025 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM, Freitag Übergang zu NWa/z
Heute und am morgigen Maifeiertag störungsfreies Hochdruckwetter; heute im
Westen und Südwesten, morgen fast überall sommerlich warm.
Am Freitag nördlich der Mittelgebirge vor allem nach Osten zu teils kräftige
Gewitter mit Fokus auf Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... befindet sich Deutschland im Einflussbereich einer umfangreichen
Hochdruckzone mit mehreren eingelagerten Druckmaxima (Quendolin I bis mindestens
III), die von den Britischen Inseln und der Nordsee über Mitteleuropa und dem
zentralen Mittelmeerraum bis zur Großen Syrte reicht. Gestützt wird das Hoch von
einer Höhenantizyklone (Schwerpunkt in 500 hPa über Südengland bzw.
Nordwestfrankreich) von der aus Höhenrücken nordwärts bis zum isländischen Raum
und ostwärts bis nach Südosteuropa reichen.
Dieses umfangreiche Gebilde wird flankiert von Trögen einerseits über dem
mittleren Nordatlantik, der sich als recht progressiv erweist, so dass die nach
Norden reichende Höhenachse über das Nordmeer ostwärts abgedrängt wird, und
andererseits über der Barentssee, der weite Teile Nordosteuropas überdeckt.
An dessen Südwestflanke wird heute im Tagesverlauf ein flacher Randtrog über
Mittelskandinavien südostwärts geführt, der im Lee des Norwegischen
Küstengebirges an Kontur gewinnt und abends bereits die baltische Küste
erreicht.
Im Bodenfeld interagiert der Randtrog mit einem Tiefdruckgebiet, das sich noch
etwas vertiefen kann und von der mittleren Ostsee ins Baltikum zieht. Mit
Passage des Tiefs setzt auch im Vorhersagegebiet leichter Druckfall ein, ein
Schwerpunkt des Hochs bleibt aber in etwa über der Deutschen Bucht erhalten.
Somit dominieren im Nordosten und Osten nach wie vor west- bis nordwestliche
Bodenwinde, mit denen bodennah etwas feuchtere Luftmassen dorthin advehiert
werden. Zudem macht sich dort auch die Nähe zum Tiefdruckgebiet in Form
durchziehender, meist lockerer hoher und mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar, es
bleibt aber trocken. Für Quellbewölkung reicht es vor allem im Bereich der
Mittelgebirge (Harz, Erzgebirge, ostbayerische Mittelgebirge), für Schauer
dürften diese aber nicht hochreichend genug sein.
Im Rest des Landes scheint dagegen bei meist schwachen, im Tagesverlauf etwas
auffrischenden östlichen bis nördlichen Bodenwinden überwiegend die Sonne. Die
anfangs dichten und recht großflächigen Nebelfelder in Teilen von
Schleswig-Holstein und im nordwestlichen Niedersachsen dürften sich alsbald
auflösen.
Etwas hochreichendere Quellbewölkung bildet sich ansonsten noch an den Alpen,
die dort eventuell kurze Schauer bringen kann, für Gewitter reicht die Labilität
aber höchstens inneralpin.
Mit dem Nordwestwind gelangt in den Nordosten auch niedertroposphärisch etwas
kühlere Luft, so dass die 850 hPa -Temperatur dort auf 5 bis 8 Grad zurückgeht.
Ansonsten bewegen sich die Werte in diesem Höhenniveau zwischen 9 und 13 Grad,
mit den höchsten Werten im Südwesten.
Entsprechend steht erneut ein überwiegend warmer Tag ins Haus mit Höchstwerten
zwischen 20 Grad im Nordosten und sommerlichen 27 Grad entlang des Rheins.
Lediglich an den Küsten, vor allem an der Ostsee, bleibt es bei auflandigem Wind
mit 14 bis 17 Grad frischer.
In der Nacht zum Donnerstag überquert das Drehzentrum des Höhentroges über dem
Nordatlantik bereits Island ostsüdostwärts, dessen Achse befindet sich morgens
unmittelbar nordwestlich von Schottland bzw. Irland. Unser Höhenhoch wird somit
allmählich abgebaut und ebenso wie der Höhenrücken über dem Nordmeer etwas nach
Osten abgedrängt, dessen Achse reicht morgens von Ostfrankreich über Benelux und
Dänemark bis zur norwegischen Küste.
Im Bodenfeld verlagert sich die umfangreiche Hochdruckzone ebenfalls langsam
nach Osten, bleibt aber für uns wetterbestimmend, während das Tiefdruckgebiet
über dem Baltikum nach Südwestrussland zieht, so dass die Zufuhr
niedertroposphärisch etwas kühlerer Luftmassen in den Nordosten wieder gekappt
wird.
Insgesamt verläuft die Nacht erneut wettertechnisch ruhig; über den Norden und
Osten ziehen anfangs noch zeitweise hohe und mittelhohe Wolkenfelder, später ist
es auch dort meist gering bewölkt, während sich dann ganz im Nordwesten
WLA-Cirren bemerkbar machen. Erneut kann sich am ehesten in Schleswig-Holstein
und rund um die Nordsee gebietsweise wieder dichter Nebel ausbreiten. Die Minima
liegen meist zwischen 10 und 5 Grad, ind en klassischen "Kältelöchern" auch
darunter, in den Ballungszentren im Westen/Südwesten sowie in mittleren
Höhenlagen bzw. im Lee einiger Mittelgebirge bleibt es dagegen milder.
Donnerstag... verlagern sich der Höhentrog und das korrespondierende Bodentief
"HENRY" ins Nordmeer, die Achse des vorgelagerten Höhenrückens wird ins
Vorhersagegebiet bzw. nach Schweden abgedrängt.
Ähnlich ergeht es der Hochdruckzone, die nachmittags/abends über den Alpenraum
hinweg nordostwärts bis nach Polen und zum Baltikum reicht.
Im Vorhersagegebiet setzt somit erneut leichter Druckfall ein und die
Grundströmung dreht niedertroposphärisch auf südliche Richtungen, bleibt aber
sehr schwach. Sowohl advektiv als auch durch die Einstrahlung kann sich die
Luftmasse in 850 hPa etwas erwärmen auf Werte zwischen 14 Grad im Südwesten und
9 Grad im Nordosten.
Während über den Norden und Nordwesten mit der WLA zeitweise dünne Cirrenfelder
ziehen, scheint sonst bei höchstens flacher Quellbewölkung teilweise ungehindert
die Sonne, eventuelle Nebelfelder im Norden dürften sich am Vormittag rasch
auflösen. Somit kann sich die Luftmasse kräftig erwärmen, teilweise sogar leicht
überadiabatisch, entsprechend werden Höchstwerte zwischen 23 Grad im Nordosten
sowie im Bergland bzw. im höhen Alpenvorland und nahe 30 Grad entlang des Rheins
erreicht. Nach Lesart des MOSMIX steht pünktlich zum Maifeiertag auch der erste
heiße Tag ins Haus (Duisburg, Bad Kreuznach dürften die Favoriten sein), was
nicht unrealistisch erscheint. Frischer bleibt es an Küstenabschnitten mit
auflandigen Wind; dort werden teilweise nur Werte zwischen 15 und 20 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Freitag greift die Achse des Nordmeertroges auf die Nordsee
über und leitet auch hierzulande eine deutliche Wetterumstellung ein. Der
Höhenrücken wird nun rasch nach Osteuropa abgedrängt und es stellt sich eine
recht kräftige, nach Nordwesten zu zunehmend zyklonal konturierte westliche
Höhenströmung ein.
Das Bodentief "HENRY" kommt etwa bis zur Haltenbank voran, wobei sich im Lee des
Norwegischen Küstengebirges ein Teiltief etabliert. Dessen Kaltfront erreicht
morgens bereits den Nordteil der Deutschen Bucht.
Präfrontal verstärkt sich vor allem über Norddeutschland der Druckfall, was mit
einer Gradientverschärfung einhergeht, für warnrelevante Böen reicht es aber
(noch) nicht. Allerdings zieht dichtere mehrschichtige Bewölkung auf, eventuell
fällt am ehesten wohl in Küstennähe auch gebietsweise schon etwas Regen.
In der Südhälfte bleibt es dagegen gering bewölkt oder wolkenlos. Entsprechend
kühlt es dort erneut vielerorts auf einstellige Minima zwischen 10 und 5 Grad
ab, lediglich in einigen Ballungszentren sowie in mittleren Höhenlagen bleibt es
milder. In der Mitte, im Westen und vor allem im Norden bleibt es dagegen mit 16
bis 10 Grad deutlich milder.
Freitag... greift der Trog auf Skandinavien bzw. die mittlere Ostsee und dessen
Achse auf den Nordwesten Deutschlands über. Vorderseitig verschärft sich die auf
Westnordwest drehende Höhenströmung deutlich und ist leicht diffluent
konturiert, der dynamische Hebungsantrieb aufgrund von PVA hält sich aber in
Grenzen und wird recht rasch von nachfolgender Kaltluftadvektion
teilkompensiert.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief ("HENRY") erreicht abends die
mittlere Ostsee und kann sich auf einen Kerndruck von unter 990 hPa vertiefen.
Dessen Kaltfront greift im Tagesverlauf auf Norddeutschland über, wird aber
dynamisch nicht sonderlich gestützt sowie von kräftigem Druckanstieg überlaufen
und erweist sich als relativ wenig wetteraktiv. Sie ist allerdings thermisch
sehr markant ausgeprägt, folgt ihr doch maritime Polarluft quasi auf dem Fuße.
Nach dem Durchzug dichter Wolkenfelder, aus denen aber meist nur leichter Regen
fällt, lockern die Wolken an den Küsten sowie in Schleswig-Holstein bereits
mittags wieder auf, nachmittags dann auch weiter im Binnenland, wobei die
Temperaturen dort dann nur noch Werte zwischen 10 und 15 Grad erreichen.
Vorübergehend frischt der Wind aus Nordwest deutlich auf, am ehesten in
Vorpommern gibt es recht verbreitet steife Böen (Bft 7).
Die "Musik" spielt somit eindeutig präfrontal. Dorthin, vor allem in die Region
von NRW bis nach Brandenburg und Sachsen, wird eine potenziell instabile und
auch relativ feuchte Luftmasse advehiert; die PPWs steigen auf etwa 25 mm und
mit anfänglicher Einstrahlung können gebietsweise mehr als 500 J/kg ML-Cape
generiert werden.
Interessant gestalten sich aber vor allem die Scherungsbedingungen. Präfrontal
überlappt hochreichende Scherung von über 25 m/s vor allem ab der Mitte ostwärts
mit der instabilsten Luftmasse, dazu gesellt sich eine Low Level Shear (0 bis 1
km) von gebietsweise mehr als 10 m/s. Die vor allem in den unteren 2 km recht
langen Hodografen weisen nur ein relativ geringes Veering auf, was neben der
einigermaßen trockenen Grundschicht (markantes inverted-V-Profil in den
Prognosetemps) das Tornadorisiko bei auftretender Konvektion eher minimiert.
Stattdessen steht neben kleinkörnigem Hagel und Starkregen vor allem die
Windentwicklung im Fokus.
Wie oben erwähnt, ist dynamischer Hebungsantrieb vor allem im präfrontalen
Bereich, also innerhalb der instabilen Luftmasse, wirksam. Somit dürfte es etwa
vom Münsterland bzw. südlichen Emsland ostwärts bis nach Brandenburg und Sachsen
recht verbreitet zur Auslöse reichen. Aufgrund der Scherungsbedingungen bzw. der
inverted-V-Profile sind vor allem ab der Mitte ostwärts neben Multizellen auch
einzelne langlebige Superzellen denkbar; mit Annäherung der Kaltfront sollten
sich diese mehr und mehr als Linie organisieren und werden rasch ostwärts
geführt.
Überwiegend dürften sich die Begleiterscheinungen im markanten Bereich
abspielen. Größerer Hagel (über 2 cm) kann nicht ganz ausgeschlossen werden, vor
allem treten aber nach Osten zu, mit Ausbildung eines markanten Cold Pools,
verbreitet Sturm- und auch einzelne schwere Sturmböen auf. Orkanartige Böen
können je nach Organisationsgrad eventueller mesoskaliger Systeme (Bow Echos
sind durchaus denkbar) ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Die
Wahrscheinlichkeiten dafür sind vom östlichen Niedersachsen bis nach Brandenburg
und eventuell noch nach Sachsen reichend am höchsten. Eine großräumige
Unwetterlage dürfte aber nach aktueller Modelllage nicht ins Haus stehen.
Ab der Mitte südwärts passiert dagegen nur wenig; dort dominiert noch der
Einfluss des inzwischen weit nach Südosteuropa abgedrängten Hochdruckgebietes.
Somit scheint dort allgemein bei nur wenigen Wolken die Sonne und es wird mit
Maxima zwischen 25 und 30 Grad erneut sommerlich warm.
In der Nacht zum Samstag erreicht die Kaltfront die mittleren Landesteile, kommt
aber mangels Schubkomponente (die Höhenströmung dreht mit Annäherung eines
weiteren Randtroges, der morgens in etwa Kap Svinöy erreicht wieder etwas auf
West zurück) nicht weiter nach Süden erreicht. Sie wird nach wie vor von KLA und
Druckanstieg überlaufen und weist entsprechend wenig Wetterwirksamkeit auf.
Die präfrontalen Gewitter ziehen rasch nach Osten ab und somit dürfte es auch im
Frontbereich lediglich für dichte Bewölkung, aber nur noch gebietsweise für
etwas Regen reichen. Auch im Süden werden die Wolken zögernd etwas dichter, so
dass die Nacht etwas milder ausfällt als die Vornacht mit oft zweistelligen
Minima.
Unmittelbar postfrontal schiebt sich ein kräftiger Bodenhochkeil nach
Norddeutschland, der im Laufe der Nacht allmählich nach Süden, etwa bis zu einer
Linie Emsland-Lausitz, vorankommt. Vor allem im Bereich des Keils lockern die
Wolken rasch auf und es ist gebietsweise gering bewölkt, während in den
äußersten Norden und Nordosten mit Winddrehung auf Nordwest wieder etwas
dichtere Wolken vordringen. Im Bereich der einströmenden maritimen Polarluft
kühlt es im Norden und in der nördlichen Mitte auf Minima zwischen 10 und 5 Grad
ab.
Modellvergleich und -einschätzung
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Der grobe Fahrplan steht, selbst die Passage der Kaltfront am Freitag/Nacht zum
Samstag wird recht unisono simuliert. Bzgl. der Konvektion präfrontal am Freitag
muss die genaue Entwicklung noch abgewartet werden. Die Windentwicklung an
auftretenden Gewittern dürfte aber eindeutig im Fokus stehen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff